ANKOMMEN IN BOZEN

Diploma project
MATTHIAS VIEIDER 2007

supervision:
Univ. Ass. DI Dr. techn. Volker Miklautz
Raumentwicklung / Spatial Development
Institute of Urban and Regional Planning, AIBK, Innsbruck

jury:
Univ. Prof.  DI Arnold Klotz, Institute of Urban and Regional Planning, AIBK
Univ. Ass. DI Walter Prenner, ./studio 3, AIBK, Innsbruck

Matthias Vieider: Ankommen in Bozen
städtebauliche Neuordnung und Reintegration des Quartiers Bozner Boden und neuer Mobilitätsknotenpunkt Bahnhof

Bozen stellt sich heute als eine wirtschaftlich florierende und gesellschaftlich interessante Stadt an der Schnittstelle zwischen Nord und Süd dar. Es herrscht nahezu Vollbeschäftigung und seit Jahrzehnten verzeichnet man eine wachsende Nachfrage an Wohn- und Gewerbegrund. Bedingt durch die geomorphologische Konfiguration des Bozner Beckens ist die Ressource Boden dafür jedoch äußerst knapp und zwingt die Stadt zu einer restriktiven, klar gegen Expansion ausgerichteten Raumordnungspolitik. Es bestehen der Zwang und die Pflicht zur städtischen Verdichtung, welche keines Wegs im Gegensatz zu urbaner Wohnqualität stehen muss.

Zu den drängendsten Problemen der Stadt gehört auch die massive Verkehrsbelastung, unter der die ganze Stadt leidet. Lösungen sind durch die beengte Lage im Bozner Talkessel meist aufwändig und teuer, auch fehlen geeignete Konzepte. Das Betrachtungsgebiet der städtebaulichen Analyse umfasst neben den Bahnarealen das gesamte Quartier Bozner Boden. Dieser östlichste Teil der Stadt ist von der trennenden Wirkung von Bahnhof und Gleisanlage am unmittelbarsten betroffen. Wie ein „Geschwür“ im sonst mehr oder weniger vitalen Stadtorganismus liegen die Bahnareale dar und schnüren den Bozner Boden vom Rest der Stadt ab. Eine gesunde Entwicklung war in der Vergangenheit nicht möglich. Der nicht mehr zeitgemäße und in hohem Maße unfunktionale und unattraktive Bahnhof passt hier sehr gut in das desolate Gesamtbild dieses Gebietes.

 

Für die Stadt Bozen scheint es notwendig, die sich durch das freiwerdende Areal des Güterbahnhofs ergebende Chance für eine positive zukünftige Entwicklung des Quartiers Bozner Boden unter Einbeziehung der Forderung nach einem modernen, multifunktionalen Verkehrsknotenpunktes für Bozen zu nutzen. Bisher fehlen jedoch geeignete Lösungen und tragfähige Gesamtkonzepte. Genau hier setzt diese Arbeit an.

 

Die Stadt als Organismus betrachtend kann man die hier vorgeschlagenen Maßnahmen als chirurgische Eingriffe bezeichnen, welche den kranken Körperteil durch eine radikale Operation zu retten versuchen. Die Maßnahmen betreffen die Entfernung der „Abschnürung“ Gleisanlagen von ihrer jetzigen Position und deren verträgliche Neuimplementierung in ein Stadtgefüge, welches dadurch zusammen mit einer tragfähigen Neuordnung des Quartiers Bozner Boden die Chance eines Zusammenwachsens von Alt und Neu erfahren kann.

Der Bahnhof selbst bleibt dabei als eine verbindende „Klammer“ zwischen den Quartieren Altstadt und Bozner Boden am selben Ort. Er wird allerdings durch einen „Stadthybriden“ in seinen Funktionen zu einem modernen Verkehrsknotenpunkt, Einkaufszentrum und „urban landmark“ erweitert. Damit ist er wichtigstes städtebauliches Integrationselement und wird in der Zukunft als eine Art „Herzschrittmacher“ den Takt Bozens angeben.

Eine Neuverknüpfung der Verkehrsadern „durchblutet“ das neue Gewebe und schließt alte Lücken. In einer menschengerechten Stadt der kurzen Wege wird die Priorität klar auf dem nichtmotorisierten Verkehr liegen. Neue Öffentliche Verkehrsmittel komplettieren das Gesamtkonzept, in dem auch der Motorisierte Individualverkehr weiterhin seine Berechtigung behält und endlich auf eine Verflüssigung hoffen darf. Sichtbare und gewünschte Narbe in der neuen Stadtstruktur wird ein großer Park, der sich an der Position der alten Bahngleise einnistet und zum integralen Bestandteil des Freiraumkonzeptes wird. Das ehemals Trennende wird so zum Verbindenden.

Die Programmierung des revitalisierten Quartiers beruht auf der Analyse des Baubestandes der Altstadt, genauer auf der Struktur dieser ersten „Urzelle“ Bozens – der Laubengasse – in der das der gesamten Stadt immanente „Gen“ aufgespürt wird und im reintegrierten Stadtteil eine zeitgemäße Übersetzung sowohl in der baulich-räumlichen Organisation, wie auch in den Gebäudetypen und deren Strukturen findet.
M. Vieeider


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